München Marathon 2003

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6:Uhr: Der Wecker klingelt, ich stehe sofort auf, denn ich weiß heute ist mein großer Tag. Muss versuchen das mein Kreislauf so schnell wie möglich in Schwung kommt, damit ich wenigstens noch ein bisschen was Frühstücken kann.

8:30 Uhr: Schnell noch meinen Rucksack checken, Pulsuhr, Powergel, Ersatzsocken, Handtuch, lange Hose und einen Pulli für danach. Auf gehts mit dem Auto nach München.

9:10 Uhr : Parkplatz Olympia-Stadion. Noch mal die Blase entleeren und Pulsuhr anlegen, Laufhemd mit Startnummer anziehen und die Laufschuhe auf guten Sitz überprüfen. Nun geht es Richtung Start

9:30 Uhr : Die meisten Läufer sind bereits im Startblock, mache mich auch auf den Weg, direkt rechts von  der Absperrung, links davon meine Frau und mein Sohn Michael.

9:50 Uhr : Von überall drängen jetzt die Läufer in den Startblock, meine Frau sagt ihr wird es zu eng, ich gebe ihr meine Jacke und Jogginghose und mit einem dicken Kuss verabschieden wir uns.

9:55 Uhr : Das Gedränge wird immer dichter, von der Seite steigen immer noch Läufer über die Absperrung, ich stehe ca. zwei Meter neben den Pacemaker -3:29:59-, der durch zwei rote Luftballons gekennzeichnet ist. Kurzes raunen durch die Menge, die Startsäule fällt in sich zusammen, wird aber sofort wieder mit Luft gefüllt.

10:00 Uhr : Startschuss, Endlich ist es soweit, langsam setzt sich der Läufertross in Bewegung.

Kilometer 2 : Endlich hat man Platz zum laufen, der Pacemaker läuft ein bisschen zu langsam für mich, entscheide mich daher gleich mein eigenes Tempo zu laufen.

Kilometer 7 : In der Leopoldstr. Ecke Schellingstr. machen ein paar hundert Zuschauer eine Riesen Stimmung (erinnert mich ein wenig an New York).

Kilometer 8 : Druckgefühl unter dem rechten Ballen, Socken verrutscht ?

Kilometer 12 : Der Druck ist größer geworden, ich laufe rechts raus. Schnell den Schuh ausziehen und die Socken straff hinziehen. Blick auf die Uhr, 55 Minuten; bin super in der Zeit.

Kilometer 13 : Marienplatz. Wieder ein paar hundert Zuschauer, super Stimmung. Im Tal wieder rechts raus, Schuh ist zu fest geschnürt.

Kilometer 21 : Blick auf die Uhr -1:38 -. An der Getränkestelle nehme ich  mein mitgeführtes Powergel mit einem Becher Wasser

Kilometer 24 : Zeit - 1:53 -, Habe jetzt einen kleinen Vorsprung, werde es wohl unter 3:30 schaffen. Bald kommt der Englische Garten (habe allen erzählt, dass der Engl. Garten der Knackpunkt sein wird.

Kilometer 28 : Nun ist er da, der Englische Garten, bis jetzt nur Teerwege, zum Glück.

Kilometer 32 : Erfrischungsstelle und Champion-Chip Zeitnahme,   Wendepunkt im Engl.Garten. Jetzt die selbe Länge im Engl. Garten zurück und ich habe ihn geschafft. Bin vom Gefühl her immer noch gut drauf.

Kilometer 36 : Endlich raus aus dem Englischen Garten. Die Uhr zeigt 2 Std. und 50 Minuten, Puls 169, Super. Nur Noch 6 km und dafür 40 Minuten Zeit. Ich denke an die langsamen Läufe mit meinem Freund Frank Frömberg, da laufen wir 8 km in 40 Minuten.

Ich werde es schaffen.
Linker Ballen schmerzt jetzt ebenfalls, rechts habe ich vor lauter Schmerzen schon kein Gefühl mehr.

Kilometer 37 + 38 : Jetzt ist er da. Der Mann mit dem Hammer ! Ich merke richtig, wie meine Leistung sinkt. Durchhalten Robert so nah warst du noch nie an dieser Zeit.

Km 39 : Scheiße ist diese Strasse lang (die  Rede ist von der Elisabeth- und Schwere-Reiter Strasse). Wo ist das Stadion ?

Kilometer 40 : Rechts rein in die Ackermann. Endlich sieht mann den Olympiaturm und das Schild 40]. Noch zwei Kilometer.
Mein Körper signalisiert TILT, mir wird übel, muß ich mich übergeben ?

Kilometer 41 : Jetzt biegen wir links in den Spiridon-Louis-Ring, man kann den Stadionsprecher hören. Jetzt direkt neben dem Stadion stellt sich ein Glücksgefühl ein, gleich kommt das große Marathontor, von dem ich so geschwärmt habe.

Kilometer 42 : Ich durchlaufe das Tor, viele Lichter und Nebel (wie in einer Disco)und nun das Olympia-Stadion, so viele Zuschauer, ich schaue kurz nach links, ob ich meine Frau sehe, aber es sind einfach zu viele Menschen.

Noch eine dreiviertel Runde auf der Tartanbahn, ich gebe noch einmal alles.

42,195 km : Adrenalin schießt durch den Körper, so kurz vor der Ziellinie, blick zur Uhr, 3 Stunden 25 Minuten 48 Sekunden. Ich bekomme meine Medaille umgehängt und sage zu mir: Es ist vorbei, du hast es geschafft.

Alle Fotos von Alex Fricke

Die Laufstrecke

Medien-Marathon in Zahlen

Über 10.000 Meldungen - 1.274 Frauen und 7.234 Männer im Ziel.
54.000 Liter Wasser, 9.120 Liter Mineraldrink und 210.000 Becher
Die schnellste Frau - die Triathletin Silke Fersch aus Amberg - war nach 2:44 Std. im Ziel, der schnellste Mann stammt aus Äthiopien, lebt aber in Darmstadt und brauchte nur 2:19 Std.

21.000 Bananen, 12.000 Kiwis, 200 Honigmelonen und
13.000 Energie Riegel der Firma Seeberger sorgten dafür, daß der Magen unterwegs auch etwas zu tun hatte.

144 Streckenposten, 180 Rotkreuzhelfer,
510 Vereinshelfer und 8 Sportärzte sorgten für den reibungslosen Ablauf, wobei die Straßen zusätzlich mit 350 Sperrgittern und 15 Kilometer Flatterleinen gesperrt und abgesichert wurden.

40 Physiotherapeuten massierten die müden Knochen nach dem Lauf im Olympiastadion.

Trainingsplan

Wie bereits im Vorfeld berichtet, bin ich zum ersten mal nach einem eigens erarbeiteten Trainingsplan gelaufen. Mein Ziel war es unter 3 Std. 30 min. zu bleiben und es hat funktioniert.
Meine Zeit 3:25:48.
Den Plan habe ich immer den umständen Gemäß angepasst. So sind die Trainingswochen  1-5 recht geruhsam wegen der Hitze des Jahrhundertsommers.
Große Laufexperten empfehlen zwar mindestens drei lange Läufe zwischen 24 und 32 Kilometer, in meinem Plan steht aber nur einer über 24 km.
Wahrscheinlich ging es deshalb so gut, weil ich bereits viele Jahre laufe und dies nicht mein erster Marathon war.

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